Sitzung: 07.10.2020 Ausschuss für Soziales, Generationen, Sport und Kultur
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 8, Enthaltungen: 1
Vorlage: B-0039/20/12-168
Beschluss:
Der
SGSK-Ausschuss des Stadtrates beauftragt den Stadtbürgermeister und die
Stadtbeigeordneten, unter Einbindung des Wirtschaftsförderers Stefan Mertes und
Gesundheitsmanager Herrn Hürtgen, baldmöglichst das angebotene Gespräch mit der
KV RLP zu führen. Danach soll der Ausschuss über das Ergebnis informiert werden
und die zuständigen Fachbereiche der Verwaltung sollen schnellstmöglich die
weitere Vorgehensweise mit der Stadtspitze abstimmen.
Des
Weiteren spricht sich der Ausschuss für die Einrichtung eines Beirates aus
Ärzten und Personen mit medizinischen Kompetenzen aus.
Sachverhalt:
Vor
Eintritt in diesen Tagesordnungspunkt wird folgende Tischvorlage vom
Vorsitzenden verteilt.
Sachverhalt:
In der
Stadtratssitzung vom 15. Juli 2020 wurde unter dem Punkt „Ergänzungsantrag
der SPD-Fraktion - Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums in
Gerolstein“ folgender Beschluss gefasst:
„Der
Stadtrat überträgt die Beratungen zur Ermittlung von Grundlagen hinsichtlich
der Voraussetzungen und
Gestaltungsmöglichkeiten auf den Ausschuss für Soziales, Generationen, Sport
und Kultur. Der Ausschuss sollte hierzu externe fachliche Informationen
einbeziehen.“
Die
Beschlussausfertigung ist dieser Sitzungsvorlage als Anlage beigefügt.
Der
Bedarf an Allgemeinmedizinern ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Dies
liegt zum einen daran,
dass weniger Hausärzte
nachrücken und zum anderen daran, dass viele Patienten zu hohe Ansprüche an
eine medizinische
Versorgung stellen. Dies ist die Auffassung der KV RLP, die z. B. die
Reduzierung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes am Krankenhaus Gerolstein (ab
23.00 Uhr) in einer Telefonkonferenz nicht als Wegfall einer Leistung, sondern
als Reduzierung einer nicht benötigten Leistung bezeichnete.
Die
statistischen Erhebungen hätten ergeben, dass eine Inanspruchnahme der
bereitgestellten hausärztlichen Leistung rund um die Uhr nicht stattgefunden
habe. Wenn eine bereitgestellte Leistung über einen längeren Zeitraum nicht
benötigt werde, gehe es mit der Reduzierung der Bereitschaftszeiten am Standort
Gerolstein darum, die inzwischen rare Ressource Vertragsarzt zu schonen.
Letztlich handele es sich bei der Maßnahme darum, eine Überversorgung zurück zu
fahren. Es bestehe die Möglichkeit für Patienten, die Service-Nr. 116117
anzurufen.
Auf
die drohende ärztliche Unterversorgung in der Stadt Gerolstein angesprochen,
teilte Dr. Heinz mit, die
Situation sei ihm
bekannt. Er wisse, dass viele der noch behandelnden Ärzte in 2 – 3 Jahren aus
Altersgründen aufhören. Die KV RLP bemühe sich um Ärzteanwerbung, der Markt sei
aber leer und bis neue Ärzte Studium und Ausbildung beendet haben, müsse eine
Durststrecke überwunden werden. Die von der Politik hochgelobte
„Landarzt-Quote“ greife zu spät.
Auf
ein MVZ für Gerolstein angesprochen, sagte er die Unterstützung der KV RLP zu.
Er verwies auf die eigens für solche Fälle etablierte Beratungsstelle in Mainz.
Zuständig sei Herr Adamscheck. Er empfahl dringend ein Gespräch mit ihm; das
könne gerne in Gerolstein stattfinden.
Dann
sei baldmöglichst ein Gespräch mit den Ärzten zu führen, die in wenigen Jahren
ihre Praxen aufgeben. Zügig soll ein Standort für ein MVZ in der Kernstadt
gefunden werden und möglichst ein Investor, der ein Ärztehaus baut sowie Ärzte/Ärztinnen,
die in einem MVZ angestellt werden können. In einem MVZ sei das besser zu bewerkstelligen als in einer
niedergelassenen Einzelpraxis.
In
einem Dossier von Dostal & Partner Management-Beratung GmbH steht:
„Wer
bis etwa 2025 nicht gehandelt hat, hat danach kaum mehr Chancen, positiv auf
die ärztliche Versorgung der Kommune einzuwirken.“
·
Einzelkämpferpraxen
wirken auf Nachfolgeärzte meist abschreckend
·
Wunsch nach einer
Work-Life-Balance (keine 60 Stunden Woche!)
·
Vereinbarkeit von
Familie und Beruf (viele Mediziner sind Frauen)
·
Mehrbehandlerpraxen
mit angestellten Ärzten zunehmend akzeptiert
Frau
Irmgard Dunkel weist selbst noch einmal auf die Problematik des Ärztemangels
und der medizinischen Versorgungsmöglichkeiten in Gerolstein hin. Sie spricht
sich dafür aus, dass man am Projekt „Medizinisches Versorgungszentrum sowie an
der Beibehaltung der uneingeschränkten Notfallversorgung im Krankenhaus
Gerolstein dranbleiben und das Projekt auch nach vorne treiben sollte. Wenn ein
solches Zentrum in der Kernstadt integriert werden kann, würde dies auch positive
Aspekte für die Innenstadt mit sich bringen. Hier weist Frau Dunkel auf die zur
Realisierung dringend benötige Unterstützung aller hin. Gute Kontakte, Ideen /
Vorschläge für entsprechende Grundstücke, Gebäude oder auch Räumlichkeiten
wären hilfreich.
Uwe
Schneider schlägt die Etablierung eines entsprechend gebildeten Beirates mit
Fachkräften etc., der im Stadtrat Rederecht erhält vor.